Die Wanderschäferei ist einer der ältesten Berufe der Welt. Schon vor über 8 000 Jahren begannen Menschen, Schafe zu domestizieren und ihnen auf wechselnden Weiden zu folgen. Damit entstand nicht nur eine Wirtschaftsform, sondern auch eine Lebensweise: das Nomadentum. Von den frühen Hirtenvölkern Europas bis zur spanischen Mesta im Mittelalter war das Wandern mit Schafen über Jahrhunderte prägend für Landschaften, Gesellschaften und Kulturen.

Historische Wurzeln und das Erbe der Nomaden
Nomadische Lebensweise
Der Begriff „Nomade“ leitet sich vom Griechischen nomás ab und bedeutet „umherziehender Hirte“. Schon in der Antike und im Mittelalter zogen Hirten mit ihren Herden über weite Strecken, von Sommer- auf Winterweiden – eine Praxis, die als Transhumanz bekannt ist. In Spanien war es die Mesta, ein Zusammenschluss von Schafhirten, die bis zu drei Millionen Schafe über festgelegte Wanderwege führten. Diese Form des Wirtschaftens war ökologisch sinnvoll, ökonomisch wichtig und prägte Kulturlandschaften nachhaltig.
Kulturlandschaften durch Schafe
Ob alpine Hochweiden, Heidelandschaften oder Flusstäler – über Generationen hinweg schufen Schafe zusammen mit ihren Hütern offene, artenreiche Landschaften. Ohne die regelmäßige Beweidung wären viele dieser Räume längst von Gehölzen überwuchert. Die Schäferei war damit nicht nur Landwirtschaft, sondern auch Landschaftspflege und Naturschutz avant la lettre.
Wanderschäferei in Deutschland
Regionale Vielfalt
Heute gibt es in Deutschland weniger als 100 Wanderschäfereien – ein dramatischer Rückgang. Dennoch sind sie in einigen Regionen noch präsent und leisten dort unschätzbare Arbeit:
- Bayern: Auf der Schwäbischen Alb und im Markgräflerland sichern Wanderschäfereien Wacholderheiden und artenreiche Magerrasen.
- Sachsen: Hier ziehen Schäfer mit ihren Herden durch Elbhänge, Heide- und Berglandbiotope und halten wertvolle Kulturräume offen.
- Brandenburg: Schäfereien bewahren Trockenrasen, Moore und Elbauen und tragen so zum Schutz bedrohter Lebensräume bei.
- Norden Deutschlands: Die Deichschäfereien übernehmen Küstenschutz: Mit ihren Tritten verdichten die Schafe die Grasnarbe, düngen natürlich und sichern so die Dichtheit der Deiche gegen Sturmfluten.
Bodenwirkung und Biotopverbund
Schafe leisten nicht nur durch das Abweiden wichtige Dienste. Mit ihren Hufen vertikutieren sie den Boden, belüften ihn und fördern so Wasseraufnahme und Graswachstum. Gleichzeitig transportieren sie Samen an Fell und Klauen und verbinden dadurch weit voneinander getrennte Ökosysteme. Ihr Dung schließt den Kreislauf und sorgt für eine natürliche Nährstoffversorgung des Bodens.
Mehr als ein Beruf: Wanderschäferei als Berufung
Ökonomisch lohnt sich Wanderschäferei oft kaum. Die Einnahmen aus Wolle oder Fleisch reichen nicht aus, um den aufwendigen Alltag zu decken. Viele Schäferinnen und Schäfer sichern sich über Vertragsnaturschutz oder regionale Projekte ab. Doch die meisten betreiben Wanderschäferei nicht aus Gewinnstreben, sondern aus Überzeugung. Für sie ist es eine Lebenshaltung, eine Berufung, die tief mit Natur, Tieren und Landschaft verbunden ist. Diese Leidenschaft verdient gesellschaftliche Anerkennung.
Arterhaltung alter Schafrassen
Wanderschäfereien tragen auch dazu bei, alte, vom Aussterben bedrohte Schafrassen zu erhalten. So bleiben genetische Vielfalt und kulturelles Erbe lebendig. Ob das Drents Heideschaap in den Niederlanden, das Roux du Valais in der Schweiz oder heimische Rassen in Deutschland – Schäferinnen und Schäfer bewahren ein Stück Natur- und Kulturgeschichte.
Die Schurwolle – ein nachhaltiges Geschenk
Ein zentraler Ertrag der Schafhaltung ist die Schurwolle – ein Naturmaterial, das von traditionell bis modern vielfältigste Verwendung findet:
- Traditionell: Bettdecken, Kissen, Teppiche und Textilien.
- Modern: Ökologische Dämmstoffe, nachhaltige Verpackungen und Dünger in Form von Schurwolldüngerpellets.
- Eigenschaften: Wolle ist feuchtigkeitsregulierend, wärmeisolierend, geruchsbindend und biologisch abbaubar.
So können Sie Wanderschäfereien unterstützen
Bewusst einkaufen – regional und nachhaltig
Der Fortbestand der Wanderschäferei hängt nicht nur von Politik und Förderprogrammen ab, sondern auch vom Verhalten jedes Einzelnen. Sie können aktiv beitragen, indem Sie regionale Schurwollprodukte wählen:
- Schurwolldüngerpellets als natürliche Alternative zu Kunstdüngern in Bio Qualität.
- Bettdecken, Kissen und Textilien aus deutscher Schurwolle mit kurzen Transportwegen.
- Bewusst auf Herkunft achten, um regionale Wertschöpfung zu sichern und Transportemissionen zu vermeiden.
Jeder Kauf ist damit mehr als Konsum – er ist Wertschätzung und direkte Unterstützung einer bedrohten Kulturform.
Warum Wertschätzung so wichtig ist
Mit jedem Erwerb eines regionalen Schurwollprodukts tragen Sie bei zu:
- Arterhaltung: Alte Rassen bleiben erhalten.
- Kulturerhaltung: Schäfertradition lebt weiter.
- Naturschutz: Landschaften, Deiche und Biotope bleiben intakt.
- Nachhaltigkeit: Natürliche Kreisläufe schließen sich, kurze Wege reduzieren CO₂.
Fazit – Ein Handwerk mit Herz und Zukunft
Wanderschäferei ist lebendige Geschichte und zugleich Zukunftsmodell. Sie bewahrt Kulturlandschaften, schützt Artenvielfalt, stabilisiert Deiche und schenkt uns mit Schurwolle einen Rohstoff, der Tradition und Nachhaltigkeit verbindet. Sie ist mehr als ein Beruf – sie ist Berufung. Und jede bewusste Entscheidung für regionale Schurwolle ist ein Bekenntnis zu Natur, Kultur und Zukunft.